16.07.19 Teil 3 Rest des Tages


Ganz toll war, dass wir um 5 Uhr abgefahren sind, unser nächster Termin ist ein Treffen zum Kabine vergleichen um Viertel nach 6. Also haben wir Zeit, draußen zu gucken. Das war auch ein Highlight, Nr 3, auch wenn es nur eine Stunde war. Wir waren alleine hinten draußen.
 
 Spielzeugschiff vor großem Gletscher (Idabreen)



 Man sieht beim nächsten Bild, dass die beiden hinteren Hügel eine andere Farbe haben als der direkt hinter dem Eisberg.
                                  Bunte Steine
Bunte Steine

Man könnte nur fotografieren. Gletscher, Steine, Eisberge; wo sind eigentlich die ganzen Leute? Die australische Familie ist meistens auf der Brücke.😄

Wir fahren erst ganz langsam, weil die Fjorde nicht richtig vermessen sind.  Hier ist nochmal die Hütte von heute Morgen, Suchbild

 
Nach der Texas Bar gehen wir mal auf die Brücke. Da ist viel Betrieb, aber ich finde eine Karte des ganzen Woodfjords.
Wir haben ja Gesellschaft! Nicht nur die Expedition hinter uns, sondern die Ocean Nova und Origo, die mir auf MarineTraffic ständig begegnen. Und ganz vorne liegt auch noch was und bewegt sich nicht.

Dann fand sie zwei Minkwale, erst zwei rechts, dann war links auch noch einer. 
Wie vereinbart gucken wir gegenseitig unsere Kabinen an, nehmen den Sekt mit runter, bekommen vier Gläser und verteilen den mal. Um 18:30 ist wieder Recap und Ausblick auf morgen, wozu es nicht mehr kommt. Shelly erklärt die Vögel, die es zu sehen gibt, dann ertönt der Gong, dass von der Brücke jemand was ankündigen will. Es wären Wale links neben dem Schiff. Der Ausblick auf morgen war damit erledigt, alles strömt nach links und das Schiff kriegt Schlagseite. Nee, natürlich nicht. Man sieht ab und zu mal ein Blas. Zuerst waren es die schnellen Minkwale, dann war da aber auch ein Buckelwal und Finnwale. Ich gucke zweimal, beim zweiten Mal sehe ich auch einen auf- und abtauchen, und kriege jetzt endlich die Ocean Nova richtig aufs Foto, die ich bisher nur von weitem hatte. Trotzdem noch verwackelt, aber es reicht für die Sammlung.  Die Wale waren nicht so fotogen.
Das Essen wird auf halb 8 gelegt. Unsere Hauptspeise kriegen wir erst nach halb 9, die Inder haben sich verstärkt beschwert, dass es so lange dauert, die sind zuerst dran. Sie sind fertig, als wir was kriegen. Macht nix, es gibt ja genug. Die Scholle war klasse auf dem Reis mit Gemüse. Hab vergessen, ein Foto zu machen.
Vorher bei der Suppe, die die anderen hatten, war ich mal draußen, denn ich bin noch auf der Suche nach der Hütte von Christiane Ritter, die hier irgendwo sein muss. Habe das Ufer komplett abgescannt, aber noch nicht entdeckt. Vorsichtshalber mal Fotos gemacht, damit man weiß, dass es so hier aussieht. Christiane Ritter hat hier im Winter 35/36 mit ihrem Mann und einem Freund überwintert und das in ihrem Buch festgehalten: „Eine Frau erlebt die Polarnacht“. Das lese ich ein zweites Mal, sobald der Reisebericht fertig ist.

Bei der Hauptspeise stoppt das Schiff. Wieso das? Neben uns liegt ein kleineres, Kinfish. Die Motoren laufen weiter, also scheint nix kaputt zu sein. Viele laufen mit ernstem Gesicht rum.
Bevor wir den Nachtisch kriegen, steht unser Kellner da und grinst ganz breit: Special day today, isn’t it? Aha, wir haben es gestern schon gesehen, erwartet und außerdem kam am Anfang des Essens jemand und hat Axel gefragt, wie er mit Nachnamen heißt und welche Kabinennummer er hat. Man muss ja sichergehen. Wenn man mich fragt, wäre das ja zu auffällig.
Dann kommt Michael mit zwei Kellnern und einem feinen Kuchen, wo sogar mein Name draufsteht. Schmeckt lecker, nicht so pappsüss wie bei Amerikanern, sondern wie daheim. Kriege Ständchen gesungen von allen rundherum und gratuliert.

Nach dem Foto wird er geschnitten, es bleiben zwei Stückchen übrig für die Spanier (ich wusste da noch nicht, dass es Kolumbianer sind) am Nachbartisch, der Junior nach der Pubertät und der Vater haben noch Hunger darauf. Das reguläre Pannacotta lasse ich dann aber halb übrig.
Darf ich das als viertes Highlight zählen?

Durchsage am Ende der Mahlzeit, dass man in die Lounge kommen soll für die Ankündigungen für morgen und Infos. Gut. Nochmal wohin, da kommt der Aufruf, man soll kommen, es wäre was Wichtiges mitzuteilen! O weh, Panik? das klingt für mich auf dem Klo so, als hätte jemand einen Krieg angefangen oder Trump eine Atombombe gezündet…. Ist jemand gestorben? Klang gar nicht gut. Der Geburtstag war bisher schön.
Sie stellen schnell morgen vor. Dann erklären sie, dass sie am Berg, kilometerweit weg, eine Eisbärenmama mit Kind haben, die schlafen, sie zeigen, wo man den Mayonnaisefleck suchen muss. Alle sind erleichtert, dass niemand gestorben ist und gehen, die Ausrüstung holen, Fernglas, evtl. Foto oder Handy. Mit Fernglas findet man die beiden auf dem Schnee liegen, aber deutliche Fotos sind schwierig, weil das Schiff ja trotzdem noch wackelt.
Sie liegen da rum. Das Bärchen setzt sich mal auf und guckt Axel aus 2 km(?) Entfernung  an und legt sich dann wieder hin, die Mama ist in tiefem Bärenschlaf. 



                Bärchen ist aufgestanden und wechselt die Position.

Mit dem Handy durchs Teleskop gibts das schärfste Bild.  Coole Idee! 
Das vierte Highlight des Tages. Die zwei ersten waren doch eigentlich schon genug für einen Tag, die anderen beiden einfach schön bzw. nett und jetzt das noch. Der erste echte frei lebende Eisbär im Leben, am ... Geburtstag. 😉

Und an dieser Stelle, wo wir Bärchen beobachtet haben, ist auch die Ritter-Hütte von dem Buch. Zuerst so dicht wie möglich, dann mit mehr Übersicht. Es ist praktisch am Ausgang des Fjords in der Ebene.

 Dort hinten links auf dem Schneefeld.
Das kleine Boot Kinfish liegt schon länger da und beobachtet die Bären, ein research boat, Forschungsschiff. 
Schönes Licht auf der anderen Seite. Draußen fährt mal ein undefinierbares Schiff vorbei; die Expedition kommt aus dem Fjord, interessiert sich aber nicht für den Mayonnaisefleck.
Dann beschließen wir zu viert, noch was trinken zu gehen; das Fernglas muss noch mit.
Beim Getränke holen fahren wir weiter. Ok, der Bär schläft ja. 
Während wir da so sitzen, sieht man noch ein Schiff nördlich von uns, kommt von Nordosten. Irgendwann finde ich mit Fernglas anhand der Form und Schornsteinmarkierung heraus, dass es die Spitzbergen ist. Ein anderes Schiff sah aus wie eine Fähre, das habe ich nicht erkannt.
Um 22:40 Uhr kommt noch eine laute Durchsage, dass der Kapitän mitteilt, dass wir um ca. 23:50 den 80. Breitengrad überfahren werden, dann wird er hupen. Yeah, kommen wir doch noch so hoch! Wir würden ja auch bis zu den Seven Islands kommen, aber es würde uns zu viel Zeit kosten. Zwei Seetage, die sie lieber mit Tierbeobachtungen füllen wollen. (Wozu ist eigentlich der lecture room da?) Also will ich bis dahin aufbleiben. An Silvester schaffen wir das ja auch. Axel beantragt um 22:40, dass er jetzt ins Bett muss, geht nix mehr, heute auch mit Jalousie runter, das Helle stört ihn nachts.
Um 23:50 hat er gehupt. Letztes und 6. Highlight des Tages. Ich war grade fertig, mein Zeug für morgen früh zu sortieren, kann ja noch nicht mit dem Land-Outfit frühstücken gehen. Axel schläft schon fast. Bin gespannt, ob er es noch gehört hat.

Was habe ich heute sonst noch gelernt? Im Schacht Asse („marodes Zwischenlager“), liegt nur ein 200stel der Radioaktivität eines einzigen Castors drin, und die Leute motzen so. Dafür liegen die Castoren unter fast freiem Himmel neben den Atomkraftwerken einfach so herum. Toll. Wir haben Biblis und Philippsburg sozusagen in Sichtweite.

Und jetzt, wo ich das alles eingetippt habe, ist der nächste Tag schon eine halbe Stunde alt.
Unglaublich, dass besondere Erlebnisse immer noch steigerungsfähig sind.
Am nächsten Morgen ist uns beim Spaziergang eingefallen, dass wir nicht auf dem Kompass geguckt haben, da stehen die Koordinaten. Das wollten wir tun, wenn wir ins Bett gehen.

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