23.07.19 Longyearbyen Ausflug

14 Uhr Ausflug. Sechs Leute mit Fabienne aus der Schweiz, sie macht ihren ersten Sommer hier, war aber schon mehrere Winter da und findet das schöner. Vor allem das Licht, wenn es mal vorhanden ist. Und Motorschlitten fahren, das geht einfacher und schneller als mit dem Auto. Es gibt 2000 Einwohner und 2000 Motorschlitten. Wir holen noch zwei Leute ab, dann sind wir nur 6. Wir sitzen ganz hinten und ich rufe imme : “ Frage von hinten!“, wenn ich was wissen will, weil der Herr auf dem Beifahrersitz ununterbrochen redet. Wenn wir auf Schotterstraßen sind, kann sie nicht gut nach hinten erklären, weil es so laut ist, aber wir halten ja oft an.

Die Schule, hier von 1. bis 10. Klasse, hat wohl schon Ferien, aber die zwei Kindergärten sind noch bevölkert. Keine Fotos vom Kindergarten! Recht ham se. Die Zwerge sind so goldig.
Das obere Ende ist Nybyen, hier wohnten früher die Minenarbeiter, jetzt viele Studenten. Hier oben ist auch noch ein Hotel. Das größte ist das Funken, etwa oben links noch am Stadtrand, Funken von Funktionären. Die Ärzte wohnen in der Ecke bei der Kirche, und rechts das heißt Beverly Hills wegen der schönen Aussicht.
In Nybyen probiert ein Benjamin Vidmar Gemüseanbau unter arktischen Bedingungen, in letzter Zeit hat er sogar Erfolg.
Huset, das alleinstehende weiße Gebäude, ist das Kulturhaus für alle. Hier von hinten:
                  Wieder der schöne bunte Fels :-)
        Und hinter dem Huset grasen ganz gemütlich zwei Rentiere:


 Die sind nicht so in der Mauser wie die anderen unterwegs.

Als nächstes kommen wir am Friedhof vorbei, bestehend aus mehreren Kreuzen. Die Toten, die dazu gehörten, kamen mit dem Frost auch nach oben, deshalb hat man die Knochen auf dem Festland beerdigt, hier sind nur noch die Kreuze. In der Nähe sind Reste von früheren Gebäuden, Holzpfähle.
Dann kommt eine Holztreppe, die einfach so in der Landschaft steht. Warum?
                                            Abends nochmal von vorne fotografiert:
Für solche Infos braucht man eine Führung. Hier ist ein großes Fest, wenn am 8.3. die Sonne zum ersten Mal die oberste Stufe erreicht, Rückkehr der Sonne nach dem ewigen Winter wird groß gefeiert mit allen, die hier sind. Da fehlt keiner. Am schönsten wäre die Zeit, wo es Tag und Nacht gibt, Mitte August bis Mitte November und im Frühjahr entsprechend. Wegen der schönen Farben.
Sie entschuldigt sich, dass sie beim Stopp den Motor laufen lässt, aber die Batterie wäre leer, hat Angst, dass es nicht mehr angeht.
Die Stadt hat ein Farbkonzept. Es kann nicht jeder streichen, wie er will, sondern die warmen Farben sind vorgegeben.
Wohnungen: Store Norsk, die Gesellschaft, hat die meisten, sowie eine weitere Firma. Wenn man kaufen wollte, wäre das Pacht nur für 99 Jahre. Wohnungssituation ist angespannt, es wird auch gebaut, viele neue sind schon dazu gekommen. Die beiden obersten orange Häuser am Hang werden abgerissen, weil sie zu nah stehen, Schutzvorkehrungen vor Steinschlag müssen ausgeweitet werden, weil es taut.
Sämtlicher Müll wird mit Schiffen aufs Festland gebracht, weil der Permafrostböden sie wieder nach oben bringen würde.

Es gibt hier ein allgemeines Krankenhaus (das gelbe Haus auf dem Foto), aber wenn man schwanger ist, muss man vier Wochen vor dem errechneten Termin nach Tromsö und dort auf die Geburt warten, weil hier keine Notfallversorgung möglich ist.
Die Erklärungen bekommen wir alle an der Kirche. 
800 Studenten hier an der Uni, sie müssen aber über eine andere Uni am Festland laufen, vermutlich sind sie dort eingeschrieben und dürfen dann hierher. Diese Institute sind an der Uni:
Das Gebäude auf Stelzen nennt man die Winkelstation, hier kam die Kohle zusammen, um dann abtransportiert zu werden. Die Seilbahn zum Flughafen, wo damals eingeschifft wurde, nannte man Burmaweg, in Anlehnung an Asien, wo zu der Zeit viel entdeckt wurde. Auch heute noch bekommen sie ihre Energie durch die Kohle, das Kraftwerk ist nicht zu übersehen. Und manchmal auch die schwarze Fahne aus dem Schornstein. Hier sind nicht die Kreuzfahrtschiffe die Verschmutzer.
An der Straße zum Hafen liegt die nördlichste Brauerei. Axel hat schon ein Bier für heute Abend auf der To do liste.
In 1898 betrieb eine Familie ein Hotel, wo jetzt der Airport ist. Sie sind sozusagen die ersten nicht-Trapper, die hier überwinterten, als Familie.

Jetzt geht es vor dem Flughafen links den Berg hoch. Dort liegt eine Motocross-Strecke für Jugendliche und ein Übungsplatz für die Feuerwehr. 
Die Straße ist eine Hoppelstrasse. Einmal lässt sie einen Laster vorbei. Wie halten beim Seed Vault, der Samenbank im Berg, mit vielen tausend „Sicherungen“, falls irgendwas ausstirbt. Also meist Getreide und Essbares. Nach dem Krieg in Syrien haben sie schon mal was entnommen, weil eine Sorte nicht mehr vorhanden war.     Flugplatz:
Die Landebahn hoppelt nicht nur wegen dem heftigen Bremsen, sondern auch, weil der Boden wellig ist, wieder wegen Permafrost. Die Halle ganz links beherbergt zwei Rettungshubschrauber.
                                Das ist SK4414 :-)

                    Sie bauen hier wohl ein Besucherzentrum davor. Rein darf man nicht.
 Aussicht ist hier auch klasse, vor kurzem war ein Flieger gekommen, der jetzt unten steht. Wer hier landen will, braucht eine Spezialausbildung, hier wird nur nach Sicht bzw. nicht so nach Instrumenten gelandet wie sonst. Das hat irgendwas mit Entmilitarisierung zu tun, politischer Hintergrund. Nicht aufgeschrieben…
Dann kam der Postflieger eingeschwebt. Sie bekommen inzwischen 5 x pro Woche Post, früher war es nur einmal.
Ganz oben auf dem Berg ist ihr Schiesslager, wo sie immer wieder üben müssen. Hier muss ja jeder ein Gewehr mitnehmen, wenn er die Stadt verlässt.
2008 haben sie mit Unterstützung der NASA innerhalb von nur 3 Wochen ein Glasfaserkabel vom Festland hier hoch gelegt, deshalb gibt’s hier so tolles Internet.
Ein alter Mann, ein Harald irgendwie, hat schon 41 x hier überwintert. Er durfte einen Winter lang hier Wifi testen, als es neu war. Dabei hat er sich mit der Börse beschäftigt, das Wissen angeeignet, hat mit Aktien gehandelt und ist dabei reich geworden. Von hier, am A…. der Welt, im Dunkeln.
                                            Was ist das? 😃😎
 Der Kelch zeigt an, ob Sommer ist. Jetzt ist der Sommer noch nicht richtig da, denn der Kelch ist noch komplett zu sehen. Er verschwindet nach und nach. Von alleine wäre uns der nicht aufgefallen, wir haben ihn aber schon auf einem Bild (voriger Post).

Wir fahren jetzt die Hauptstraße entlang ins Adventdalen bis ganz nach hinten. Im Ort steht so ein silberner Bär von Jason Roberts (war glaube ich beim 14. schon). Der ist von der BBC und hat tolle Dokumentationen gemacht. „Field producer Jason Roberts has spent 21 years living and working on the Norwegian Island of Svalbard, in the High Arctic. He has spent many hundreds of hours around wild polar bears.“
Das Orange Gebäude ist ein neues Studentenwohnheim.
Das Radisson Blu wurde ja nach der Olympiade in Lillehammer von dort ab- und hier wieder aufgebaut. Das wird jetzt erweitert und renoviert. Jemand sagte, dass die Zimmer dort nicht so schön wären wie im Polfareren, aber dafür haben sie einen tollen Speisesaal.
Wir passieren noch das Nordpolmuseum, Öffnungszeiten sollte man anfragen!
Verhalten hier: normalerweise schließt niemand die Tür zu und auch in den Autos stecken immer die Schlüssel. Es könnte ja mal ein Bär kommen und dann müsste man schnell irgendwo ins Haus gehen, das ist der Hintergrund. Aber inzwischen ändert sich das auch, besonders wenn die großen Kreuzfahrer kommen, sie nennen diese Tage cruise days, dann schließen sie ab. Es hätten schon Touristen in irgendwelchen Wohnungen gestanden. Es werden jetzt einfach zu viele Menschen, die nur kurz kommen.
An zwei Stellen treffen wir auf Gänse,  Barnacle Goose, Weißwangengans oder Nonnengans (Automatik macht aus dem Wort ‚binnenhandel‘🥴). Sie sind neben der Straße und haben 3-4 Wochen alten Nachwuchs. 



Die Eiderenten sind schon weg. Dabei ist doch hier noch nicht richtig Sommer, haben wir eben gelernt.
Wir halten am zweiten Gjelder hele Svalbard Schild, was schöner liegt, mit Landschaft im Hintergrund. Gilt für ganz Svalbard, heißt das.
Daneben ist ein See, der das Trinkwasser-Reservoir von Longyearbyen ist. Es wird von dort hochgepumpt in diesen Behälter, wo wir heute Morgen fast waren.

Links kommt eine traurige Geschichte: in 1996 ist hier ein Flugzeug gegen den Berg geknallt, mit vielen Russen aus Barentsburg. Sie hatten sich um 10 Meter vertan. Aus Wikipedia:
"29. August – Spitzbergen, Norwegen. Eine Tupolew Tu-154M (RA-85621) flog beim Landeanflug auf den Flughafen Longyearbyen (Spitzbergen) in einen Hügel. Die Maschine der russischen Vnukovo Airlines war auf dem Weg von Moskau nach Longyearbyen und hatte ukrainische Grubenarbeiter an Bord. In rund 900 m Höhe prallte das Flugzeug 14 Kilometer vor dem Flughafen gegen den Operafjellet (deutsch: Operberg). Alle 141 Insassen kamen dabei ums Leben. Als Gründe für den Unfall wurden unter anderem Verwirrungen im Cockpit, Abweichung von mehreren Vorschriften und mangelhafte Englischkenntnisse der Flugbesatzung festgestellt." In diesem Sommer hatten wir daheim selbst russische Kinder zu Gast. Ganz schön lang her...
 
Rechts sind Ferienhäuser, die haben Strom, aber Wasser kriegen sie aus großen eigenen Wasserspeichern. Außerdem liegen hier die Hundezwinger. Es geht weiter als ich dachte. Longy. hat 55 km Straße.
 
                                                  Irgendwas mit Forschung

                                     nochmal die Barnacles
Unterwegs ist in einem See ein Sterntaucher, Red Throated Diver, seltener Vogel. So einen hatten wir doch in Sundneset bei der Wanderung, mit rotem Hals.


        Weitere Hundezwinger, und wir sehen unterwegs Schlittenhunde in Action.



Dort ist das Basecamp. Hab keine genaue Vorstellung davon. Dort steht ein Robbengalgen, die Robben aufgehängt zum Trocknen, für Hundefutter.

Die Kohle ist 60 Mio Jahre alt. Die Minen sind nummeriert, Nr. 5 haben wir passiert, jetzt fahren wir hoch bis Nr. 7 und noch höher bis zu großen Satellitenschüsseln. Tolle Aussicht im Adventdalen.





                     Blick weiter nach hinten ins Adventdalen
Nach genügend Aussicht fahren wir wieder runter und zurück. Wieder irgendwas mit Forschung:

Frostmuster: ich glaube, ich kapiere es. Wenn der Boden gefriert, will das Wasser nach oben, der Boden hebt sich, dabei kullern die Steine nach außen, in der Mitte wächst Gras. Sie können rund sein, irgendwo hatten wir eckige.
Und unterwegs ein Pingo, vom Frost, Wasser kommt hoch, eine gefrorene Quelle macht solche Hügel.
Unterwegs haben wir auf dem Rückweg die Schweizer auf dem Hundeschlitten gesehen. Sie waren begeistert von der Aktion, aber nicht von den Hunden, die hätten eher verwahrlost und ungepflegt ausgesehen, kein schönes Fell. War nicht in Ordnung.

Nach knapp 2,5 Std. werden wir wieder am Hotel abgesetzt.

Kommentare

  1. Ein toller Ausflug und gleich mal die Frage, wo kann man ihn buchen?

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    1. Jedes Hotel kann ihn buchen, und natürlich auch die Touristinfo. Wir haben noch nicht mal nach deutsch gefragt, sie hat uns das angeboten, weil es noch als frei angezeigt wurde.

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